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Klettern in der Südpfalz

Gestein:
Buntsandstein von sehr unterschiedlicher Qualität - von bombenfest bis "ultramegaoberbrüchig" (Zitat Kletterführer v. Daigger/Cron).

Art der Kletterei:
Geklettert wird an ca. 120 freistehenden Türmen und ca. 200 Massiven. Wandkletterei ist vorherrschend. Es gibt zwar auch eine ganze Reihe ausgeprägter Risse und Verschneidungen, doch diese sind im Vergleich zu anderen Sandsteingebieten (Elbsandsteingebirge, Böhmische Sandsteingebiete) in der Regel nicht so kompromißlos.

Absicherung:
Je nach Alter und Erstbegeher einer Route kann die Absicherung stark schwanken. Die Palette reicht von haarsträubenden Todesrouten über normale, nicht übertrieben abgesicherte Wege bis hin zu üblen Hakengirlanden. Die meisten Wege sind ausreichend mit Ringen ausgerüstet und mit Klemmkeilen und Friends lassen sich auch die allermeisten kritischen Stellen entschärfen.

Charakteristik des Gebietes und der Kletterei:
Die Felsen des südlichen Pfälzer Waldes und des Wasgaus stellen nach dem Elbsandsteingebirge das zweite bedeutende Sandsteinklettergebiet Deutschlands dar. Derzeit existieren an den Buntsandsteinfelsen nominell ca. 5000 Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade und Qualitäten. Allerdings ist nur ein wesentlich kleinerer Teil dieser Zahl wirklich lohnend. Ein besonderes Merkmal der Kletterei in der Südpfalz ist nämlich, daß die Qualität der Klettermöglichkeiten extrem schwankt. Beeindruckende Sandsteingipfel wechseln ab mit winzigen, der Erosion trotzenden Bruchhaufen, Traumverschneidungen in absolut festem Gestein finden sich direkt neben bröseligen Sandkästen, tolle Reibungsplatten versinken unmittelbar unter Flechten- und Heidekrauturwäldern. Beim ersten Besuch sollte man sich nicht vom Anblick senkrechter Erikagärten abschrecken lassen. An zahlreichen Felsen finden sich wunderschöne Kletterrouten, die jedem Vergleich mit anderen Sandsteingebieten standhalten.
Sandsteintypisch ist die Kletterei abwechslungsreicher als in anderen Gebieten. Aufgrund der waagerechten Schichtung des Gesteins kommen sogar Freunde von ausgeprägten Dachklettereien zu ihrem Recht, was für Sandsteingebiete eher ungewöhnlich ist.

Ethik:
In der Pfalz kann man heute alle verschiedenen Kletter- und Erstbegehungstechniken antreffen. Nach langen und zum Teil sehr hart geführten Auseinandersetzungen zwischen Vertretern des "klassischen", dem Bergsteigen entlehnten Kletterns und Exponenten der "modernen" Stilrichtung Sportklettern, wird diese Frage jetzt relativ liberal gehandhabt. Als oberste Maxime der Kletterethik stehen nun nicht mehr der Klettersport als solches im Vordergrund, sondern vielmehr das Wie einer naturverträglichen Ausübung dieses Sportes an den empfindlichen Buntsandsteinfelsen.
Im großen und ganzen gelten die Felsen der Südfalz als erschlossen. Weitere Erstbegehungen - egal in welchem Stil - werden daher als wenig wünschenswert erachtet. Generell wird Erstbegehungen im klassischen Stil (von unten) ein höherer Stellenwert eingeräumt, als Routen, die aus dem Abseilsitz eingerichtet wurden.
Die Vereinigung Pfälzer Kletterer (PK) hat mit ihren "Richtlinien für sanftes Klettern"einen umfassenden Vorschlag erarbeitet, wie die Kletterer selbst durch ein naturschonendes und verantwortungsvolles Verhalten am Fels die Ausübung ihrer Sportart langfristig sichern können.
Zum Einsatz von Magnesia siehe unten.

Klettergeschichte:
Die ersten Gipfel wurden kurz nach der Jahrhundertwende in sportlich einwandfreier Manier bestiegen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren dann bereits alle größeren Felstürme und Massive erklettert. Bereits in den Dreißiger Jahren wurden bemerkenswerte Leistungen bis hin zum oberen Sechsten Grad gemeistert. Die erste "offizielle" und eigenständige VII-Route wurde schließlich 1976 geklettert (Drei Felsen - Mittelgipfel: Lineal). Davor gab es allerdings schon vielfach Ansätze über den 6.Grad hinaus (z. B. Spirkelbacher Rauhfels: Lagerweg von 1942).
Momentan die schwierigste Route ist Florian Eiglers Mekka am Nonnenfels im unteren Zehnten Schwierigkeitsgrad.


Beschränkungen / Kletterverbote:

Achtung Felssperrungen!

Es ist zu beachten, daß im ersten Halbjahr (vom 1. Februar bis 1. August) in der Pfalz bestimmte Kletterfelsen wegen brütender Wanderfalken und Uhus gesperrt werden!

Folgende Felsen können von Sperrungen betroffen sein:

Ist die Brut beendet, werden die Felsen umgehend wieder freigegeben. Dies gilt auch für den Fall, daß keine Brut zustandekommt.
In jedem Fall sollte man sich im Frühjahr über Sperrungen genauestens informieren!
Die jeweils aktuelle Sperrungsliste gibt es bei der Vereinigung Pfäzer Kletterer e.V., Habichtweg 1, 76744 Wörth sowie in den PK-Schaukästen am Bärenbrunner Hof und an der Asselsteinhütte.
No footsteps

In der Pfalz gilt offiziell ein Magnesiaverbot (welches allerdings nicht rechtswirksam ist). Die Benutzung des weißen Pulvers wird zwar in der Regel geduldet aber man sollte auf den Gebrauch dieses Hilfsmittels weitgehend verzichten! Magnesia verklebt auf Dauer die feinen Poren der rauhen Sandsteinoberfläche. Wenn überhaupt sollte sich der Einsatz dieses Hilfsmittels auf die obersten Schwierigkeitsgrade und auf Kieselkettereien beschränken (und auch hier nur sparsam!).

Wer heute Magnesia in leichten, zumeist älteren Kletterwegen einsetzt, der sollte sich im Klaren sein, daß er damit ein Hilfsmittel einführt, welches der Erstbegeher der Route nicht benötigte, was den Wert der Begehung unzweifelhaft mindert.

Siehe dazu auch: Initiative No footsteps der PK

Routenvorschläge:
Liste der schönsten Klettereien in der Südpfalz

Hinweise und Tips:
Als Gebietsneuling wählt man den Bärenbrunner Hof als Ausgangspunkt und steuert zuerst die übersichtlichen Felsen mit durchwegs gutem Gestein an, wie Kastellfels, Hochstein oder Rödelstein (je nach Anspruch).
Zur zusätzlichen Absicherung der Routen (vor allem auch der Leichteren!) sollte man einen kleinen Satz ausgewählter Klemmkeile und Friends (je nach Vorliebe) immer am Gurt haben. Ebenso eins, zwei längere Schlauchbandschlingen. Vorsicht vor schlecht abzusichernden oder mit alten Haken versehenen Routen! Im Zweifel einen anwesenden Local um Rat fragen.
Sandsteinneulinge sollten sich zunächst mit den spezifischen Eigenschaften des Gesteins - insbesondere dessen unterschiedlicher Festigkeit vertraut machen. Auch das Erklettern von Kaminen und Rissen sollte man sich langsam und systematisch erschließen.

Kletterführer:
Für jeden, der sich in aller Ausführlichkeit mit diesem Klettergebiet beschäftigen möchte, ist der Gesamtführer "Südpfalz - Klettern im Buntsandstein" von Udo Daigger und Hans-Jürgen Cron Pflichtlektüre (Eigenverlag, dritte Auflage).
Kletterern, die nur hin und wieder einmal einen Trip in die Pfalz unternehmen, ist vielleicht auch schon mit dem "Auswahlführer Südpfalz" von Jürgen Wesely gedient (Eigenverlag, auf der Basis des alten Auswahlführers von Wolfgang Kraus)

So kommt man hin:
Die Pfalz erreicht man am besten über die in den letzten Jahren stark ausgebaute B10, die das Klettergebiet zwischen Landau und Pirmasens im groben nördlich begrenzt.
Aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Südpfalz zu erreichen: Zwischen Landau und Pirmasens verkehren regelmäßig Nahverkehrszüge, seit neuestem auch wieder von Hinterweidental nach Dahn. Zur Anfahrt der jeweiligen Felsen ist dann das Fahrrad ideal. Aufgrund der Topographie und der Verkehrsinfrastruktur kann manches Ziel mit dem Fahrrad schneller zu erreichen sein, als mit dem Auto (insbesondere wenn man am Bärenbrunner Hof startet).

Unterkunft:
Wichtigste Unterkunftsmöglichkeit und zugleich Kletterertreff ist der Bärenbrunner Hof mit seiner preiswerten Zeltwiese (im gleichnamigen Tal, 4km östlich von Schindhard). Bei schlechtem Wetter oder Überfüllung der Wiese kann man am Hof auch einen Platz im Matrazenlager in Beschlag nehmen.
Außerdem stehen folgende Hütten zur Verfügung:

Jugendherbergen gibt es in Dahn und Annweiler.
Ein großer Campingplatz existiert in Dahn, ein Zeltplatz in Annweiler.

Kletterertreffs und Kletterläden:
Der Kletterertreff schlechthin ist seit vielen Jahren der Bärenbrunner Hof.
Kletterläden gibt es am Bärenbrunner Hof, in Reichenbach bei Dahn, in Hauenstein und Landau.

Beste Zeit:
Die beste Zeit zum Klettern ist im Frühjahr oder Herbst. Im Sommer kann es in den zahlreichen Südwänden schnell backofenartig heiß werden.



Andere Informationsquellen im Web:

Vereinigung Pfälzer Kletterer e.V.

Touristen-Information Bruchweiler-Bärenbach





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