Tips und Informationen für einen Besuch im Granitparadies

Yosemite Nationalpark
Der Besuch in US-amerikanischen Nationalparks kostet Eintritt. Wer den Yosemite Nationalpark im Rahmen einer längeren Reise durch die USA besuchen möchte, kauft sich am besten einen National Parks Pass oder einen Golden Eagle Pass. Diese Pässe berechtigen zum Eintritt in alle amerikanischen Nationalparks (beim Golden Eagle zusätzlich in alle anderen nationalen Schutzgebiete) für 12 Monate ab Kaufdatum.

Überall im Yosemite Nationalpark sollte man die allgegenwärtigen Hinweise zum Umgang mit Lebensmitteln im Zusammenhang mit Bären ernst nehmen und danach handeln. Insbesondere im Frühjahr sind die Bären hungrig und sehr aktiv und kommen regelmäßig auch auf die Camp Grounds. Alles was für eine Bärennase verlockend riecht - nicht nur Lebensmittel, sondern auch Shampoo, Zahnpasta u.ä. - muß dewegen unbedingt in eine der Bärboxen!!!

Material
Um für einen längeren Yosemite-Klettertrip gerüstet zu sein, sollte man pro Seilschaft ungefähr auf folgendes Sicherungsmaterial zurückgreifen können:

• zwei Sets Drahtkabelklemmkeile, idealerweise ein paar davon dreifach konisch (z.B. DMM "Peanuts" - für Pin Scars)
• Friends bzw. Camalots von ganz klein (z.B. TCUs von Metolius) bis ganz groß, die Größen Fr.1 bis 3,5 doppelt, darunter die Größen 2 bis 3 dreifach

Für manche Routen (z.B. an den Cathedral Rocks) ist ein Helm unbedingt zu empfehlen!

Unterkunft
Der traditionelle Anlaufpunkt für Klettererer aus aller Welt und legendärer Szenetreff ist das berühmte und inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Camp 4 im Yosemite Valley.
Wer sich in Tuolumne Meadows nicht in einer der teuren Zelthütten der Tuolumne Meadows Lodge einmieten will, kommt um den gleichnamigen Camground nicht herum. An Wochenenden von Juli bis Ende September unbedingt reservieren!

Hinweise und Tips in Sachen Unterkunft
Zelten ist im Yosemite beschränkt auf 30 Tage pro Person im Jahr. In der Hochsaison zwischen Mitte Mai und Mitte September darf man offiziell sogar nur 14 Tage zelten, von denen dann auch nur 7 Tage in einem zusammenhängenden Zeitraum liegen dürfen.
Da aber keine zentrale Datenerfassung der Park- und Camp-Ground-Gäste erfolgt, steht diese Regelung so nur auf dem Papier. Einzige unmittelbare Konsequenz ist, daß man in der Hochsaison auf den Camp Grounds nicht länger als eine Woche reserieren bzw. einchecken kann. Wer länger bleiben will, braucht entweder mehrere Reservierungen (am besten unter verschiedem Namen auf verschiedenen Camp Grounds) oder muß sich regelmäßig am Camp 4 in die morgendliche Schlange stellen.

Wer ins Camp 4 will, sollte beachten, daß fürs Camp 4 nicht reserviert werden kann (first come first serve)! Das heißt, man muß sich morgens beim Rangerhäuschen am Eingang ins Camp einen Platz ergattern. Da der Andrang üblicherweise beträchtlich ist - besonders am Wochenende! - ist ein frühes Einreihen in die Warteschlange obligatorisch. An Wochenenden kann 6:00 Uhr schon zu spät sein!

Für alle anderen Camp Grounds, insbesondere auch den in Tuolumne, ist eine Reservierung dringend angeraten. Wer im Valley keinen Platz bekommt, kann evtl. noch improvisieren (s.u.). In Tuolumne hat man dann aber Pech gehabt und muß sein Glück auf einem der zahlreichen Camp Grounds außerhalb des Parks suchen.

Reservieren
Reservieren kann man für alle Camp Grounds im Valley, außer fürs Camp 4. Reservieren kann man telefonisch oder im  Internet.
Das Reservierungsverfahren sieht folgendermaßen aus:
Reserviert werden kann frühestens fünf Monate im Voraus. An jedem 15. eines Monats wird fünf Monate vor Beginn eines Reservierungszeitraums eine Periode von vier Wochen zur Reservierung freigegeben, und zwar exakt um 7:00 US Pacific Time (9h nach unserer Sommerzeit). Detaillierte Informationen gibt es  hier.
Wer übers Internet reservieren will, sollte eine gehörige Portion Geduld und Nervenstärke mitbringen sowie über einen schnellen Netzanschluß verfügen. Ab dem Zeitpunkt, ab dem ein Reservierungszeitraum freigeschaltet wird, sind die Web Server chronisch überlastet. Der Seitenaufbau geht dann nur extrem schleppend und nach jedem ungewollten Abbruch des sich über etliche Seiten hinziehenden Buchungsverfahrens darf man wieder ganz von vorne anfangen.
Man kann dann gut mitverfolgen, wie bei jedem neuen Versuch weniger Camp Sites zur Verfügung stehen...

Wenn alles voll ist
Wenn man im Valley keinen Platz auf einer Camp Site findet, hat man folgende Möglichkeiten:

• Man mietet sich in einer der Lodges (Yosemite Lodge, Housekeeping Camp, Curry Village) oder gar im Ahwahnee Hotel ein.
  In der Regel dürfte dies aber das Budget der meisten Kletterer übersteigen.
• Wer bei stabilem Wetter ohne Zelt auskommt, kann sich im Camp 4 umschauen und sich evtl. bei anderen mit auf eine Site legen (vorher Fragen!).
  Die Ranger sind nicht in der Lage, in dem ständigen Gewusel im Camp jeden zu kontrollieren. Nur die Zelte werden immer mal wieder auf das Vorhandensein einer Checkin-Karte überprüft.
  Viele Amis biwakieren für ein, zwei Nächte am Wochenende auch auf dem Parkplatz, was allerdings für die Touristenkletterer eher nicht in Frage kommt. Normalerweise muß jedes Auto, das Nachts auf dem Parkplatz steht, eine Berechtigungskarte haben. Bei seltenen Razzien werden dann mitunter geparkte Klettererautos gleich im Dutzend abgeschleppt.
• Letzte Möglichkeit um kurzfristige Engpässe im Camp 4 zu überbrücken ist ein Biwak im Wald unter dem El Cap.
  Normalerweise ist das Übernacht-Parken außerhalb der ausgewiesenen Stellen im gesamten Yosemite Nationalpark verboten. Allerdings machen die Ranger am El Cap eine Ausnahme, da sie davon ausgehen, daß es sich bei den Fahrern eines hier geparkten Autos um Big Wall Begeher handelt. Wer also spät erscheint und sich früh wieder aus dem Staub macht, kann hier sein Auto abstellen, sich Isomatte und Schlafsack schnappen und in den Wald verschwinden...

Sonstiges
Einkaufen kann man im Yosemite Village Store,
Tanken innerhalb des Parks nur in Tuolumne und an der Crane Flat Junction (Abzweig des Highway 46 von der Tioga Road, HW120) und außerhalb des Parks in El Portal, ein paar Kilometer unterhalb vom Arch Rock Entrance,
Duschen im Valley im Housekeeping Camp und im Curry Village sowie in Tuolumne in der Tuolumne Meadows Lodge (wer abends kommt, zahlt in der Regel nichts),
Wäsche waschen im Housekeeping Camp.

Kletterertreffs und Kletterläden
Der Kletterertreff schlechthin ist das Camp 4. Hier findet man schnell Anschluß und bei Bedarf auch einen Kletterpartner. Informationsbörse ist auch das Schwarze Brett am Rangerhäuschen.
Hungrige Kletterer trifft man auch häufig an der Pizzabude im Curry Village.
Im Curry Village gibt es auch einen der bestsortierten Klettershops des amerikanischen Westens, vor allem - was Wunder - für Big Wall und Technoclimbing Equipment.
Einen ganz guten Kletterladen gibt es auch in Tuolumne.

Beste Zeit
Klettern ist gut möglich ab Mitte/Ende April bis Anfang Juli sowie von Anfang September bis Ende Oktober. Im Sommer wird es im Valley zu heiß und nur an den hoch gelegenen Domes in Tuolumne erträglich. Im Winter liegt Schnee.

So kommt man hin
Mit dem Flieger nach San Francisco. Von dort mit dem Mietwagen in ca. 4h Fahrzeit ins Valley.
Wer einen Besuch im Yosemite in einen längeren Trip durch die Klettergebiete des amerikanischen Westens einbettet, sollte die Sperrzeiten des Tioga Passes beachten. Je nach Wetterbedingungen ist der Pass ab Mitte November gesperrt. Die Öffnung im Frühjahr erfolgt meist im Mai, kann sich aber auch bis Ende Juni hinziehen. Aktuelle Informationen zum Straßenzustand und anderen Themen findet man  hier.
Das Valley ist auch per Bus zu erreichen. Allerdings ist das umständlich und auch nicht gerade preiswert.

Literatur und Kletterführer

Kletterführer:

• Yosemite Free Climbs Supertopos - Auswahlführer mit recht guten Topos
• Yosemite Big Walls Supertopos - DIE Big Wall Bibel
• Rock Climbing - Yosemite Free Climbs, Falcon Press - etwas älterer Führer mit nicht so perfekten Topos, aber komplett
• Tuolumne Free Climbs Supertopos - Das Supertopo für die Domes

Allgemeine Reiseführer:

• The Rough Guide to Yosemite National Park, Rough Guides

Allgemeine Literatur zum Klettern im Yosemite:

• Georges Meyers: Yosemite Climber
• Reinhard Karl: Yosemite - Klettern im senkrechten Paradies
• Alexander Huber, Heinz Zack: Yosemite

Andere Informationsquellen im Web

 Web Site des Yosemite Nationalpark

 Yosemite Web Cams

 Supertopo