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Klettern im Elbsandsteingebirge

Fernblick in den Affensteinen

Gestein:
Sandstein; überwiegend fest, gebietsweise aber auch sehr weich.

Art der Kletterei:
Geklettert wird ausschließlich an freistehenden Felstürmen. Klettern an Massiven ist verboten. Die Art der Kletterei ist extrem abwechslungsreich und umfaßt alle Klettertechniken. Die Höhe der Wände variiert zwischen 10 und 90m.

Absicherung:
Überwiegend natürliche Absicherung unterstützt durch wenige, solide Ringe. Die Abstände der Sicherungspunkte sind im Vergleich zu den allermeisten "westlichen" Klettergebieten sehr abenteuerlich. Wirklich gefährliche Wege sind in der gewaltigen Zahl der Kletterwege dennoch eine Minderheit. Der ganz überwiegende Teil der Routen ist ausreichend bis gut absicherbar.

Charakteristik des Gebietes und der Kletterei:
Das Elbsandsteingebirge zählt sicher zu den besten und größten Klettergebieten der Welt. Die einzigartige Landschaft der Sächsischen Schweiz bietet eine riesige Auswahl an Klettermöglichkeiten. Insgesamt existieren an über 1100 freistehenden Sandsteintürmen ca. 18000 (!) Kletterwege in allen Schwierigkeitsgraden allein im deutschen Teil. Dazu kommen sicher noch einmal über 10000 Routen im tschechischen Teil.
Die vielgestaltige Struktur des Gesteins ermöglicht ein breites Spektrum an Kletterstilen und -techniken, die man selten auf so engem Raum und in solcher Dichte antrifft. Eine Spezialität sind die zahlreichen Risse, die für den Neuling eine ganz besondere Art von Kletterabenteuer darstellen können.
Trotz der vielen Einschränkungen und Verbote (typisch deutsch?) ist das Elbsandsteingebirge ein Muß für alle Sandsteinliebhaber und Kletterer, die Freude an einer wunderbaren (Kletter-)Landschaft haben und sich an der strengen Ethik nicht stören.

Ethik:
Die Kletterethik ist hier traditionell sehr streng. Künstliche Kletterei ist generell verboten. Ebenso sind alle modernen, metallenen Hilfsmittel für die natürliche Absicherung, wie Klemmkeile, Friends usw. zum Schutz des weichen Gesteins verboten. Als Ersatz werden traditionell Knotenschlingen verwendet. Zur Unterstützung dieser "soft-protection" gibt es einige wenige Ringe, vor allem zur Absicherung der Wandklettereien. In älteren Routen stecken aber generell nur sehr wenige Ringe.
Ringe dürfen nur vom Erstbegeher einer Route bei der Erstbegehung oder bei Versuchen geschlagen werden (Ausnahmen sind beschlossene Ringversetzungen, Austausch von vorhandenen Ringen oder beschlossene nachträgliche Ringe). Die Ringposition muss vom Erstbegeher von unten angeklettert werden, er darf sich aber mittels Knotenschlingen oder Skyhooks am Fels fixieren. Der Abstand zwischen zwei Ringen muß mindestens 3m betragen. (Ein maximaler Abstand ist nicht definiert.)
Im Elbsandsteingebirge herrscht generelles Chalkverbot! (Kletterregel und Nationalparkbestimmung!)
Ferner ist das Klettern an nassem Fels verboten.

Klettergeschichte:
Das Elbsandsteingebirge ist eines der ältesten Klettergebiete überhaupt. Die ersten Kletterer betraten gegen 1870 die Szene. Die erste Route im UIAA-Grad VI (sächs. VIIb) wurde hier bereits 1906 gemeistert (Spannagelturm: Perrykante), die erste VII- (sächs. VIIIa) 1918 (Wilder Kopf: Westkante) und die erste VIII- (sächs. IXa) 1956 (Frienstein: Königshangel). Der erste Kletterführer erschien bereits 1906!

Routenvorschläge:
Liste der lohnendsten Klettereien

Brosinnadel

Hinweise und Tips:
Gebietsneulinge sollten sich vorsichtig an die Besonderheiten herantasten. Zuerst muß man ein Gefühl für das Gestein und die Routenfindung bekommen und das Legen von Knotenschlingen üben. Bevor man ohne ortskundigen Begleiter loszieht, sollte man sich ebenso mit der Topographie der Landschaft vertraut machen - im dichten Wald die Orientierung zu behalten und den richtigen Felsen zu finden, ist nicht immer einfach. Eine gute topographische Karte ist für den Neuling Pflicht! Als das definitive Optimum haben sich die Böhm-Detailkarten im Maßstab 1:10.000 bewährt, in denen alle bedeutenden Klettergipfel und auch die Zustiegspfade exakt eingetragen sind, auch wenn die überbordende Farbigkeit dieser Karten nicht jedermanns Geschmack ist. Besitzer des sechsbändigen Kletterführers können aber auch auf die dort abgebildeten Karten bauen.
Wenn keine ortskundigen Begleiter mit von der Partie sind, sollte man am besten erst einmal den Falkenstein in den Schrammsteinen aufsuchen. Der Falkenstein ist einer der größten der sächsischen Sandsteintürme und mit Abstand der bedeutendste. Hier findet man fast immer andere Kletterer.
Man sollte sich nicht scheuen, bei anderen Kletterern detaillierte Informationen zu einzelnen Kletterwegen - insbesondere deren Absicherung - zu erfragen. Dies zählt im Elbsandsteingebirge gewissermaßen zum "Überlebenskonzept" und ist allgemein üblich. Inzwischen k&oumml;nnen auch die Routendatenbanken im Internet hilfreich sein, vor allem jene bei www.sandsteinklettern.de, www.teufelsturm.de und www.climbing.de.

Das Elbsandsteingebirge ist Nationalpark! Es geht die Bitte an alle Kletterer sich dementsprechend zu verhalten.


Kletterführer:
Der sechsbändige Gesamtführer über die Sächsische Schweiz des Berg- und Naturverlags Peter Rölke ist leider vergriffen. Es handelt sich um das allumfaßende Standardwerk des Kletterns in der Sächsischen Schweiz. In ihm werden sämtliche Kletterrouten an allen zum Klettern freigegeben Felsen und Massiven beschrieben. Aufgrund der immensen Fülle des Materials und des damit verbundenen Umfangs sowie der größtenteils nur verbalen Beschreibung der Kletterrouten ist dieses Führerwerk nur für Leute geeignet, die sich öfter zum Klettern nach Sachsen begeben und tiefer in die Materie einarbeiten wollen.
Als weiteren Komplettführer gibt es den zweibändigen "Kompaktführer" von Robert Hahn. Für alle, die sich nicht immer ganz sicher sind, in welches Teilgebiet sie ziehen wollen, wenn der Rucksack gepackt wird, und die trotzdem nicht immer gleich mehrere einzelne Bände durch den Wald schleppen wollen, kann dieses Führerwerk eine interessante Alternative sein. Leider ist der Führer insgesamt nicht ganz einfach in der Handhabung, vor allem wegen der mit vielen Kürzeln extrem knapp gehaltenen Routenbeschreibungen. Dafür; bietet dieser Führer viele nützliche Informationen über einzelne Kletterrouten über Wegverlauf und Schwierigkeitsgrad hinaus.
Last but not least gibt es einen topographischen Auswahlführer moderner Prägung von Jürgen Schmeißer dessen einzelne Bände ebenfalls sukzessive herausgegeben werden.
Für den tschechischen Teil des Elbsandsteingebirges, die "Böhmische Schweiz", gibt es ebenfalls einen deutschsprachigen Komplettführer in drei Bänden von Albrecht Kittler.

Wie kommt man hin:
Man erreicht die Sächsische Schweiz von Dresden aus auf der B172 über Heidenau und Pirna bzw. über die neue A17. Eine gute Alternative zu den (zumindest am Wochenende) sehr frqquentierten Straßen und Parkplätze im Nationalpark ist die S-Bahn, die von Dresden aus das Elbtal hinauffährt, bis an die Tschechische Grenze bei Schöna. Vom Bahnhof in Schöna kann man auch mit einer Grenzüberschreitenden Fähre direkt nach Hrensko übersetzen.
Wer von Westen her anreist, der hat sogar einmal am Tag die Gelegenheit mit dem Nachtzug "City Night Line" Zürich-Frankfurt-Dresden-Prag direkt in Bad Schandau vorzufahren. Selbiges gilt für mehrere ECs täglich aus Hamburg/Berlin Richtung Prag/Wien/Budapest.

Die wichtigsten Teilgebiete sind:

rechts der Elbe:
Rathen/Bastei direkt oberhalb von Rathen (S-Bahn Station)
Schrammsteine bei Bad Schandau (S-Bahn)
Affensteine 6 km östlich von Bad Schandau (von dort erreichbar mit einer herrlichen, alten Straßenbahn)
Schmilka/Heringsgrund oberhalb von Schmilka nahe der Tschechischen Grenze (S-Bahn)

links der Elbe:
Pfaffenstein bei Pfaffendorf, 3 km südlich von Königstein (dort S-Bahn-Anschluß)
Bielatal 10 km südlich von Königstein (von dort Buslinie 242)

Zu fast allen Kletterfelsen ist der Zugang unbeschränkt. Einige wenige Felsen werden allerdings im Frühjahr wegen brütender Wanderfalken gesperrt. Klettern an Massivwänden ist bis auf zwei kleinere Ausnahmen am Lilienstein und Großen Zschirnstein generell untersagt.


Unterkunft:
Es existieren Campingplätze im Kirnitzschtal (im Sommer oft überfüllt), bei Königstein direkt an der Elbe und bei Hohnstein.
In der Sächsischen Schweiz gibt es zahlreiche Hütten von Kettervereinen, an die aber u. U. nicht sehr einfach heranzukommen ist (nicht vollständig):
Hütten des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB) im Bielatal und in Saupsdorf,
Hütte des Universitätssportclubs Leipzig an der Ostrauer Mühle (Möglichkeit der Anmeldung per E-Mail).
Jugendherbergen gibt es in Bad Schandau, Krippen, Schöna, Königstein, Hohnstein (sehr schöne alte Burg), Rathen und Pirna-Copitz. Es ist dringend anzuraten, sich einen Platz bereits mehrere Monate im Vorraus zu reservieren!
Ferner gibt es in den Ortschaften rund um den Nationalpark und entlang des Elberadweges zahlreiche Privatquartiere und Hostels.

Kletterertreffs und Kletterläden:
Leider gibt es in der Sächsischen Schweiz keinen Kletterertreff im engeren Sinne - dazu ist das Gebiet zu weitläufig.
Kletterläden gibt es in Dresden, Pirna, Bad Schandau, Sebnitz und Hohnstein sowie im tschechischen Hrensko knapp hinter der Grenze bei Schmilka.

Beste Zeit:
Klettern ist gut möglich ab Anfang Mai bis Oktober. Im Sommer wird es oft zu heiß (Chalkverbot!). Die beste Zeit ist unbestritten der Spätsommer und Herbst.



Andere Informationsquellen im Web:

 Nationalpark Sächsische Schweiz

 Sächsischer Bergsteigerbund

 Iven Eissners Gipfelbuch mit ausführlichen Informationen zu allen Aspekten des Kletterns im Elbsandsteingebirge.

 Web-Site von Andreas Lein, die zukünftige Online-Datenbank des Elbsandstein-Kletterns.

 Web-Site von Robert Hahn, die Hompage des Elbsandstein-Kompaktführers.

 Akademische Sektion Dresden des DAV





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